55 - 65 Prozent
 

Auch wenn das Geld fehlt, sind Jugendliche nur ungern bereit, ihre Konsumwünsche einzuschränken. Statt dessen bevorzugen sie Konsum auf Kredit. Zwar wollen die meisten geliehenes Geld zurückzahlen, aber wann und welche Beträge - das sehen sie nicht so eng. Dies sind die Hauptergebnisse einer Pilotstudie unter der Leitung des Haushalts- und Ernährungswissenschaftlers Prof. Dr. Armin Lewald (Fachbereich 3 Sozialwissenschaften, Oldenburg) zum Thema "Kinder, Jugendliche und Schulden".

Zwischen 55% (3. und 4. Klasse) und 65% der Schüler (7. bis 10. Klasse) erklärten, dass sie sich Geld leihen würden. Nur eine Minderheit entschied sich für den Konsumverzicht (3. und 4. Klasse: 37%, 5. und 6. Klasse: 31%, 7. bis 10. Klasse: 24%). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Geldleihen sich fast ausschliesslich auf den privaten Bereich (Eltern, Freunde) erstreckt. Aufschlussreich ist auch die Auskunft der Schüler zum Thema "Schuldenrückzahlung". Nur eine Minderheit empfindet eine unpünktliche Rückzahlung für sich selbst als peinlich (3. und 4. Klasse: 27%, 5. und 6. Klasse: 47%, 7. bis 10. Klasse: 45%). Dagegen stuft eine deutliche Mehrheit der Schüler (62% bis 72%) eine verspätete Schuldenrückzahlung bei Erwachsenen als peinlich ein.

Aber unter Jugendlichen scheint Verlässlichkeit bei der Rückzahlung keine Frage der Ehre mehr zu sein. Auch Schambarrieren könnten offensichtlich vor Verschuldungen und Zahlungsverzügen nicht mehr schützen, wie das noch vor ein oder zwei Generationen der Fall gewesen sei. Vor dem Hintergrund ihrer Untersuchung plädieren die Oldenburger Wissenschaftler für eine stärkere Einbeziehung des Themas "Schulden und Kredit" in den Schulunterricht. Jugendlichen müssten die Gefahren einer unbedachten, nicht "durchgerechneten" Kreditaufnahme deutlich gemacht werden, etwa in dem Sinne: "Du hast unangenehme Zeiten, wenn es zu Verzügen oder gar einer Nichtbedienung von Krediten kommt!" Schulen sollten sich dabei auch die Erfahrungen der Schuldenberatung zu Nutze machen.